Inhalte
- 1 🧭 Wie finde ich den richtigen Pflegedienst?
- 1.1 💶 Wie setzen sich die Preise eines Pflegedienstes zusammen?
- 1.2 💬 Sprache & Kommunikation – mehr als nur „nett gemeint“
- 1.3 💸 Vorsicht vor Abzocke & versteckten Kosten
- 1.4 🌟 Google-Bewertungen – hilfreich, aber mit Vorsicht zu genießen
- 1.5 🤝 Gratis Beratungsgespräche – was übernimmt die Pflegekasse?
- 1.6 ⏳ Vorlaufzeit & Organisation der Beauftragung
- 1.7 📑 Kostenvoranschlag & Vertrag – immer schriftlich!
- 1.8 ⚖️ Sonderkündigungsrecht – Jederzeit ohne Angaben von Gründen fristlos möglich!
- 1.9 🧩 Unser Erfahrungsbericht: Wie wir den Pflegedienst für meine Mutter gefunden haben
- 1.10 ✅ Fazit: Der richtige Pflegedienst ist transparent, zuverlässig und menschlich
🧭 Wie finde ich den richtigen Pflegedienst?
Die Wahl des richtigen Pflegedienstes ist eine der wichtigsten Entscheidungen, wenn ein Angehöriger Unterstützung im Alltag braucht. Doch zwischen seriösen Anbietern und solchen, die nur auf Profit aus sind und eine Arbeit machen, liegen Welten.
Dieser Leitfaden zeigt dir, worauf du achten solltest, wie sich Preise zusammensetzen, und wie wir persönlich den passenden Dienst für meine Mutter gefunden haben.
💶 Wie setzen sich die Preise eines Pflegedienstes zusammen?
Die Kosten eines ambulanten Pflegedienstes wirken auf den ersten Blick oft unübersichtlich. Dabei gibt es klare Strukturen:
Kostenbestandteil | Beschreibung |
---|---|
🏠 Grundpflege | Hilfe bei Körperpflege, Ernährung, Mobilität – wird anteilig von der Pflegekasse übernommen (je nach Pflegegrad). |
🧹 Hauswirtschaftliche Versorgung | Reinigung, Einkäufe, Wäsche – meist nur teilweise oder gar nicht von der Pflegekasse abgedeckt. |
⏰ Einsatzpauschalen & Wegezeiten | Fahrtkosten und Organisationsaufwand, oft individuell kalkuliert. |
📆 Wochenend- & Feiertagszuschläge | Zuschläge von bis zu 25–50 % pro Einsatz. |
💊 Behandlungspflege (nach SGB V) | Medizinische Leistungen (z. B. Verbände, Injektionen), die über ein ärztliches Rezept direkt mit der Krankenkasse abgerechnet werden. |
🧾 Private Zusatzleistungen | Alles, was über den Leistungskatalog hinausgeht – z. B. längere Betreuungszeiten, Spaziergänge oder private Begleitung. |
💡 Tipp: Lass dir immer vorab einen schriftlichen Kostenvoranschlag geben, in dem diese Punkte klar getrennt aufgeführt sind. So erkennst du sofort, was von der Pflegekasse bezahlt wird – und was du selbst übernehmen musst.
💬 Sprache & Kommunikation – mehr als nur „nett gemeint“
Pflege ist Vertrauenssache, insbesondere aus der Sicht eines Hilfsbedürftigen. Wenn Pflegekräfte und Angehörige sich sprachlich kaum verstehen, entstehen Missverständnisse – etwa bei Medikamenten oder der Pflege an sich.
Achte darauf, dass der Pflegedienst die Sprache des Schlaganfallbetroffenen spricht – das ist in der Regel Deutsch, muss aber nicht sein. Gute Dienste stellen sicher, dass Kommunikation, Dokumentation und Beratung in verständlicher Sprache erfolgen. Als Angehöriger sollte man hier ganz klar das Feedback der Pflegeperson einfordern und sofern aufgrund der Erkrankung nicht möglich, auch hier und da während der Pflege anwesend zu sein.
💸 Vorsicht vor Abzocke & versteckten Kosten
Leider gibt es Pflegedienste, die jede Minute abrechnen, Leistungen doppelt fakturieren oder neue Leistungen ungefragt durchführen.
👉 Tipp:
- Lass dir immer einen detaillierten Kostenvoranschlag geben, bevor du unterschreibst.
- Prüfe, ob die Leistungspakete der Pflegekasse korrekt angegeben sind.
- Frage gezielt nach Zusatzleistungen, die nicht von der Pflegekasse übernommen werden.
Ein seriöser Pflegedienst erklärt dir genau, welche Leistungen kassenfinanziert und welche privat zu zahlen sind – transparent, ohne Druck.
Prüfe die Rechnungen der ersten 3 Monate im Detail nach, d.h. ob a) die vereinbarten Leistungen erbracht und b) keine neuen ungefragt durchgeführt wurden.
Hier kannst du eine beispielhafte Rechnung herunterladen (wie du siehst, reicht das Budget aus Pflegegrad 2 nicht ganz aus):
🌟 Google-Bewertungen – hilfreich, aber mit Vorsicht zu genießen
Viele suchen bei Google nach „Pflegedienst in [Ort] ⭐⭐⭐⭐⭐“. Doch nicht jede Bewertung ist echt und ein professioneller Pflegedienst wird sich aktiv um eine möglichst positive Außendarstellung bemühen.
- Lies kritische Bewertungen aufmerksam – besonders, wenn sie wiederkehrende Probleme erwähnen (z. B. „ständiger Personalwechsel“ oder „nicht erreichbar“).
- Schaue auch auf Antworten der Pflegedienste – professionell reagierende Anbieter zeigen Verantwortungsbewusstsein.
- Ein Pflegedienst ohne oder kaum Bewertungen ist nicht zwangsläufig schlecht – vielleicht liegt der Fokus des Pflegdienstes wirklich in der exzellenten Durchführung der Pflege und man fährt nach dem Motto “Unsere gute Arbeit spricht für sich allein”.
- Prüfe die Größe des Pflegedienstes: Bei einem Pflegedienst mit unter 10 Mitarbeitern, wirst du aufgrund von Krankheiten zwangsläufig in die Situation geraten, das Termine geschoben werden, die Zeit minimiert wird und Mitarbeiter extrem gestresst sind. Auf der anderen Seite exisiteren auch extrem große Dienste (prüfe es über das Impressum und suche dann die Firma über Northdata um den Umsatz einsehen zu können) – hier kannst du in aller Regel nur Mittelmaß erwarten.
- Ein weiterer Tipp: Frage bei Therapeuten oder Bekannten die ebenfalls einen Pflegedienst hatten/haben.
🤝 Gratis Beratungsgespräche – was übernimmt die Pflegekasse?
Die meisten Pflegekassen übernehmen bis zu zwei kostenlose Beratungsgespräche (ansonsten liegen die Kosten bei unter 70€), bevor du dich für einen Dienst entscheidest. Nutze diese Möglichkeit! Denn nur im Vergleich kannst du feststellen, wer gut berät. Und sollte man später doch nicht zufrieden sein, hat man direkt weitere Optionen für einen Wechsel.
Ein gutes Beratungsgespräch sollte:
- neutral informieren,
- primär auf die Pflegeperson eingehen und nicht auf den Angehörigen (natürlich abhängig vom Gesundheitszustand)
- keine sofortige Vertragsunterschrift verlangen,
- deine individuelle Pflegesituation erfassen,
- proaktiv Vorschläge für Hilfsmittel im Rahmen der Pflege geben
- dich auf mögliche Zusatzkosten hinweisen.
Wenn ein Pflegedienst Beratungsgespräche „nur gegen Gebühr“ anbietet oder Druck zur schnellen Beauftragung macht – Finger weg!
In der Regel wird der Pflegedienst für das Beratungsgespräch einen dafür geschulten Mitarbeiter einsetzten – ist der Eindruck hier bereits negativ gilt ebenfalls: Finger weg!
⏳ Vorlaufzeit & Organisation der Beauftragung
Vorab: Nicht jeder Pflegedienst hat freie Kapazitäten oder gegebenenfalls passt ihr Wohnort nicht zur Routenplanung. Kläre das zu Beginn des Gesprächs, nachdem du Art & Schwere der Erkrankung, sowie den gewünschten wöchentlichen Betreuungsumfang geschildert hast.
Ein professioneller Pflegedienst plant mit dir gemeinsam den Start. Plane einen Vorlauf von 3-4 Wochen ein, vor allem bei komplexeren Pflegesituationen.
Beispiel:
- Recherche & Erstkontakt: min. 2 Wochen vor Entlassung
- Kostenvoranschlag indikativ: 1 Woche vor Entlassung
- Beratungsgespräch vor Ort mit Pflegeperson: So schnell wie möglich nach der Entlassung!
- Erhalt modifizierter Kostenvoranschlag und allgemeine Vertragsunterlagen: spätestens 2 Tage nach Beratung
- Start Pflege: ca. 1 Woche nach Entlassung aus der Reha, spätestens 2 Wochen danach (da die Verfügbarkeit vorab geklärt wurde)
–> In aller Regel wirst du somit nicht an Tag 1 nach der Entlassung auf einen Pflegedienst zurückgreifen können und musst die Pflege selber schultern!
📅 Wenn ein Dienst schon bei der Erstkommunikation unzuverlässig ist, zeigt das meist, wie es später weitergeht.
📑 Kostenvoranschlag & Vertrag – immer schriftlich!
Vor Vertragsabschluss solltest du:
- Einen schriftlichen Kostenvoranschlag erhalten,
- Alle Leistungsinhalte und Preise nachvollziehen können,
- Prüfen, ob Fahrtkosten, Wochenendzuschläge und Ausbildungsumlage enthalten sind.
- Den Unterschied zwischen Teilwaschen und Ganzkörperwäsche verstehen (sofern Waschen relevant), ebenso die Komplexgebühr
- Abhängig von der gesundheitlichen Situation: mit dem Pflegebedürftigen vereinbaren, dass er gewisse Tätigkeiten immer selber durchführen soll (bpsw. Kämmen, Mundpflege, Toilettengang, etc). Natürlich wünscht man sich ein Rundum-Sorglos-Paket , aber wenn man im Budget bleiben möchte oder muss, sind es unklar geregelte Leistungsvereinbarungen, die die Rechnung schnell in die Höhe treiben (und auch schneller zu Fehlern in der Abrechnung führen).
💡 Wichtig: Die Pflegekasse kann bei Unklarheiten helfen und den Kostenvoranschlag prüfen. Das verlangsamt den Prozess aber!
⚖️ Sonderkündigungsrecht – Jederzeit ohne Angaben von Gründen fristlos möglich!
Pflege ist keine Einbahnstraße. Wenn die Qualität nicht stimmt, hast du ein fristloses Sonderkündigungsrecht, ohne Angaben von Gründen.
Ein seriöser Anbieter informiert dich bereits im Vertrag über deine Kündigungsrechte – unseriöse vermeiden das Thema.
Kündige aber bitte erst, nachdem du die Zusage von einem neuen Pflegedienst erhalten hast und sei transparent hinsichtlich der Gründe
🧩 Unser Erfahrungsbericht: Wie wir den Pflegedienst für meine Mutter gefunden haben
Man steht Anfangs vor einer Fülle von Angeboten – alle klangen kompetent, freundlich und „individuell“. Doch erst beim zweiten Blick zeigen sich deutliche Unterschiede und eine finale Bewertung ist immer erst in der alltäglichen Praxis zu erkennen.
So sind wir vorgegangen:
- Vergleich von ca. 10 Pflegediensten im Umkreis des Wohnorts – telefonisch, via Google Rezensionen und deren Webseiten.
- Zwei kostenlose Beratungsgespräche genutzt (von der Pflegekasse bezahlt), um Leistungen und Preise transparent zu vergleichen. Einen dritten hatten wir dann kurzfristig abgesagt da unsere Wahl schnell feststand.
- Kostenvoranschläge schriftlich angefordert – beide Pflegedienste hatten einen KVA bereits im Vorfeld geliefert.
- Kommunikation geprüft: Ein paar Anbieter während Punkt 1 sprachen mir komplett nach dem Mund, also nach dem Motto “alles kein Problem, sie sind bei uns in bester Hand, wir helfen ihnen bei allem” – bei denen wurde ich misstrauisch.
- Beratungsgespräch: Beide Dienste gingen gut auf die häusliche Situation ein, d.h. machten Vorschläge was wir ggfs. zusätzlich benötigen und was nicht. Der große Unterschied war jedoch in der Kommunikation mit meiner Mutter. Wohingegen ein Pflegedienst sehr aktiv meine Mutter involvierte, d.h. das Gespräch primär mit ihr führte, sprach der andere Pflegedienst eher über meine Mutter anstatt mit ihr. Zudem lagen ca. 30 Jahre Unterschied in der Berufserfahrung der beratenden Pflegekräfte, was sich auch qualitativ im Gespräch niederschlug.
Mit der Auswahl unseres Pflegedienstes haben wir einen Glücksgriff getätigt und sind sehr zufrieden – nicht, weil alles perfekt läuft, sondern weil der Pflegedienst verlässlich, erreichbar und transparent ist, immer proaktiv mit meiner Mutter direkt bei Verspätung oder früherer Ankunft kommuniziert, und alle (ca. 20 Pflegekräfte) durchweg freundlich sind. Bei unserem inhabergeführten Pflegedienst merkt man sichtlich, dass eine Kultur gelebt und eingefordert wird.
Für meine Mutter ist der Besuch des Pflegdienstes mittlerweile ein echtes Highlight in ihrer Wochenroutine, da sie zu vielen eine persönliche Bindung aufbauen konnte. Und genau so sollte es sein.
✅ Fazit: Der richtige Pflegedienst ist transparent, zuverlässig und menschlich
Der beste Pflegedienst ist der, der ehrlich berät, klar kommuniziert und verlässlich arbeitet.
Nimm dir Zeit, vergleiche Angebote und höre auf dein Bauchgefühl. Wenn du den Eindruck hast, etwas wird verschleiert oder zu schön dargestellt, ist das meist ein Warnsignal. Habe auch den Mut, den Pflegedienst zu ändern.
💚 Pflege bedeutet Vertrauen – und das beginnt bei der Wahl des richtigen Pflegedienstes.
💚 Versuche zudem als Angehöriger Verständnis für die tägliche Arbeit des Pflegedienstes aufzubringen und fair zu kommunizieren. Es ist normal, dass die Pflegezeiten etwas flexibler gehandhabt werden müssen, denn oftmals passieren Notfälle oder Unvorhersehbares. Plane daher andere Termine wie Therapien oder Arztbesuche mit großem Abstand.