Wenn ein geliebter Mensch plötzlich einen Schlaganfall erleidet, ist das ein Schock. In den ersten Stunden und Tagen zählt jede Minute – und oft herrschen Angst, Hilflosigkeit und viele offene Fragen. Der Patient ist meist kaum ansprechbar, hat Sprach- oder Bewegungsstörungen und wirkt verwirrt. Das ist normal: Das Gehirn braucht Zeit, um Schwellungen und Blutungen zu verarbeiten.
In dieser Akutphase geht es vor allem um Stabilisierung und Überleben. Doch auch Angehörige spielen jetzt eine entscheidende Rolle.
Inhalte
- 1 💬 Erste wichtige Schritte für Angehörige
- 2 🗣️ Kommunikation mit dem Erkrankten
- 3 🩺 Kommunikation mit Ärzten – Ihr gutes Recht
- 4 💪 Therapien im Krankenhaus
- 5 📄 Entlassung & Reha-Vorbereitung
- 6 👨👩⚕️ Rechte von Angehörigen – Urlaub & Freistellung
- 7 🧠 Weitere praktische Tipps
- 8 ❓ FAQ: Häufige Fragen zur Akutphase nach Schlaganfall
- 9 🩷 Fazit: Angehörige sind stille Lebensretter
💬 Erste wichtige Schritte für Angehörige
📝 1. Patientenverfügung prüfen
Eine Patientenverfügung legt fest, welche medizinischen Maßnahmen der Betroffene wünscht oder ablehnt. Gerade wenn er nicht sprechen oder entscheiden kann, ist dieses Dokument Gold wert.
👉 Prüfen Sie, ob eine Verfügung existiert, und informieren Sie das Krankenhauspersonal. So stellen Sie sicher, dass der Wille des Patienten respektiert wird.
❤️ 2. Ehegattennotvertretung verstehen
Seit 2023 gilt in Deutschland automatisch die Ehegattennotvertretung. Das bedeutet: Ehepartner dürfen füreinander medizinische Entscheidungen treffen, wenn einer plötzlich nicht mehr handlungsfähig ist.
Das klingt praktisch – ist aber nicht immer im Sinne aller Beteiligten. Wer diese Regelung nicht wünscht, kann sie schriftlich widerrufen und in der Patientenakte vermerken.
💡 Tipp: Lassen Sie sich dazu im Krankenhaus oder bei einem Fachanwalt beraten.
🧾 3. Vorsorgevollmacht regeln
Eine Vorsorgevollmacht (👉 [weiterführender Link einsetzen]) gibt einer vertrauten Person die rechtliche Möglichkeit, Entscheidungen im Namen des Erkrankten zu treffen – z. B. gegenüber Ärzten, Krankenkassen oder Behörden.
Ist der Patient noch ansprechbar, sollte diese Vollmacht sofort erstellt werden. Das spart Zeit, Nerven und Bürokratie.
🤝 4. Besuchsmanagement mit Herz
Besuche sind wichtig – aber sie können auch überfordern. Nach einem Schlaganfall ist das Gehirn schnell erschöpft.
Planen Sie deshalb:
- Kurze, ruhige Besuche
- Klare Absprachen zwischen Angehörigen
- Genug Ruhezeiten zwischen den Terminen
Auch wenn es schwerfällt: Das Wohl des Patienten steht immer an erster Stelle.
🗣️ Kommunikation mit dem Erkrankten
Viele Betroffene leiden unter Aphasie, also Sprachstörungen. Sie verstehen oft mehr, als sie ausdrücken können. Deshalb:
💬 Kurz und klar sprechen
❓ Ja-/Nein-Fragen stellen
✋ Mit Gestik und Mimik unterstützen
⏳ Geduld haben – nicht korrigieren
💗 Humor und Zuwendung wirken oft besser als viele Worte
Wenn der Patient bekannte Namen oder Daten vergisst, ist das kein Zeichen von „Nicht-Erkennen“, sondern Teil des Heilungsprozesses.
🩺 Kommunikation mit Ärzten – Ihr gutes Recht
Die tägliche Visite dauert meist nur wenige Minuten. Warten Sie nicht darauf, alle Antworten zu bekommen. Vereinbaren Sie eigene Gesprächstermine mit dem behandelnden Arzt oder dem Pflegepersonal.
📋 Schreiben Sie Fragen vorher auf – in der Aufregung vergisst man leicht etwas.
Wichtige Themen:
- Wie ist der aktuelle Zustand?
- Welche Therapien sind geplant?
- Wann ist eine Reha sinnvoll?
💪 Therapien im Krankenhaus
Schon während des Krankenhausaufenthalts starten meist:
- Logopädie (Sprechen)
- Ergotherapie (Alltagstraining)
- Physiotherapie (Bewegung)
Diese Einheiten sind oft kurz und fallen an Wochenenden aus.
👉 Bitten Sie aktiv darum, dass die Therapien regelmäßig stattfinden – jede Übung zählt, gerade in den ersten Tagen.
📄 Entlassung & Reha-Vorbereitung
Kurz vor der Verlegung in die Reha wird ein Entlassbericht erstellt. Lesen Sie diesen sorgfältig und fragen Sie nach, wenn Sie etwas nicht verstehen – medizinische Fachbegriffe können leicht verwirren.
💡 Planen Sie am Entlassungstag genügend Zeit ein. Krankentransporte verzögern sich häufig, und es ist wichtig, dass der Patient am neuen Ort begleitet ankommt.
Zur Auswahl der Reha-Einrichtung folgt ein eigener Beitrag, da dieses Thema sehr umfangreich ist.
👨👩⚕️ Rechte von Angehörigen – Urlaub & Freistellung
Viele Angehörige fragen sich:
„Kann ich mich für die Organisation freistellen lassen?“
Ja! Nach dem Pflegezeitgesetz (§ 2 PflegeZG) können Sie sich bis zu 10 Tage unbezahlt freistellen lassen, um die Pflege zu organisieren.
Manche Arbeitgeber bieten zusätzlich bezahlten Sonderurlaub an – fragen Sie nach.
Für längere Betreuung gibt es die Pflegezeit oder Familienpflegezeit.
🧠 Weitere praktische Tipps
💡 Krankenkasse: Wenn Sie eine Vorsorgevollmacht haben, hinterlegen Sie diese direkt bei der Krankenkasse. Über die App Ihrer Krankenkasse lassen sich Anträge oft digital einreichen.
📬 Nachsendeauftrag: Wenn der Erkrankte allein wohnt, richten Sie einen Nachsendeauftrag bei der Deutschen Post ein. So geht keine wichtige Post verloren.
Kosten (Stand 2025): ca. 30 € für 6 Monate oder 50 € für 12 Monate (👉 [Link einfügen]).
❓ FAQ: Häufige Fragen zur Akutphase nach Schlaganfall
Was passiert in der Akutphase?
Der Patient ist meist geschwächt, kaum ansprechbar und zeigt Sprach- oder Bewegungsstörungen. Das Gehirn arbeitet auf Hochtouren, um Schäden zu begrenzen. Ziel ist Stabilisierung und Überleben.
Warum ist die Patientenverfügung so wichtig?
Sie legt fest, welche medizinischen Maßnahmen erwünscht oder abzulehnen sind – und entlastet Angehörige in schwierigen Momenten.
Was bedeutet Ehegattennotvertretung?
Seit 2023 dürfen Ehepartner automatisch füreinander Entscheidungen treffen. Wer das nicht möchte, kann dies schriftlich widerrufen.
Wie spreche ich mit einem Schlaganfall-Patienten?
Kurz, klar, liebevoll – und mit Geduld. Viele verstehen mehr, als sie sagen können.
Welche Therapien starten im Krankenhaus?
Meist Logopädie, Ergotherapie und Physiotherapie – fordern Sie eine regelmäßige Durchführung ein.
Wie organisiere ich die Entlassung?
Lesen Sie den Entlassbericht gründlich, klären Sie offene Fragen und planen Sie genug Zeit am Entlassungstag ein.
🩷 Fazit: Angehörige sind stille Lebensretter
Ein Schlaganfall verändert alles – für den Betroffenen, aber auch für seine Familie.
Ruhe, Organisation und Wissen helfen, diese schwierige Phase zu meistern.
Sie als Angehörige sind in dieser Zeit mehr als Unterstützer – Sie sind der wichtigste Teil der Genesung.